Nach Japan und Kuba hatte ich mir vorgenommen, zunächst das europäische Ausland zu erkunden. Es muss aus verschiedenen Gründen ja nicht immer der Langstreckenflug sein – vor allem, wenn das Schöne so nahe liegt ... Mir war bewusst, dass es rund um Deutschland noch viel zu entdecken gibt. Und mit Schweden haben wir einen Volltreffer gelandet. Ich hatte schon viel gehört von dem Land mit seiner atemberaubenden Natur, dem vielen Wasser und den entspannten, freundlichen Menschen. Meine Erwartungen waren hoch - und sie wurden übertroffen.
Wir sind Ende September nach Stockholm gereist. Die Ferienzeit war vorbei, und damit auch die Saison für Touristen, was wir als Vorteil für uns verbucht haben. Der Wind war zwar teilweise sehr frisch und die Natur etwas rauer. Aber im Vergleich zu Deutschland ist das vermutlich auch im Sommer hier der Fall. Auf Anhieb begeistert waren wir von der klaren Luft und dem schönen Licht, wie man vielleicht auch an den Fotos erkennen kann.
Die ersten Nächte verbrachten wir in Stockholm - bei außergewöhnlich schönem Herbstwetter! Wir hatten das Glück, bei Verwandten im Stadtzentrum wohnen zu können. In der Nachbarschaft lag sogar die ehemalige Wohnung von Astrid Lindgren, was für mich natürlich ein besonderes Highlight war. Leider konnten wir das Museum vor Ort nicht besuchen, dafür haben wir uns bei einem späteren Aufenthalt in Vimmerby das Geburtshaus der Schriftstellerin angeschaut.
Stockholm hat uns mit seinem Schloss und der wunderschönen Altstadt verzaubert. Wenn man in den hohen, schmalen Gassen steht und durch einen Tunnel zwischen den Häusern blickt, der kaum höher ist, als ein Pferdegespann, kann man sich vorstellen, wie in alten Zeiten die Händler oder Bauern ihre Ware mit dem Wagen durch die Stadt transportiert haben. Anschließend sind wir zu Fuß weiter bis zum Hafen gelaufen, denn zum Glück ist das Wasser in Schweden nie weit.
Bei all den schönen Museen mussten wir in Anbetracht der begrenzten Zeit eine Entscheidung treffen. Leider haben wir so das berühmte Vasa Museum, mit seinem fast vollständig erhaltenen Kriegsschiff, und Skansen, das älteste Freilichtmuseum der Welt verpasst. Stattdessen fiel unsere Wahl auf das bezaubernde Junibacken Museum, in dem die Werke verschiedener Kinderbuchautoren und -illustratoren ausgestellt sind. Selbstverständlich ist Astrid Lindgren auch hier vertreten. Als international geschätzte Autorin und Meinungsbildnerin ziert ihr Portrait sogar den 20-Kronen-Schein!
Interessanterweise kommt man in Schweden übrigens auch ohne Bargeld aus. Die Bezahlung per Karte oder Handy hat sich total durchgesetzt. In der kulturell vielschichtigen Hauptstadt sowieso. Überrascht hat uns hier auch, dass ebenso viel Englisch wie Schwedisch gesprochen wird. Und damit meine ich, dass auch die Schweden ganz selbstverständlich zum Englisch wechseln, wenn beispielsweise in einem Café die Bedienung kein Schwedisch spricht.
Mit dem Mietwagen ging es anschließend weiter nach Uppsala. Besonders neugierig waren wir auf den Flogsta-Schrei. Den kann man Abends gegen 22:00 Uhr auf dem Campus oder in Nähe der Wohnheime hören, wenn die Studenten ihren Stress loswerden, indem sie von den Balkonen und zu den Fenstern hinaus schreien. Eine ziemlich coole Sache, nur leider hatte ausgerechnet an diesem Abend niemand Lust zu schreien. Vielleicht waren die Studenten auch nicht gestresst genug, das Semester hatte ja gerade erst begonnen.
Allerdings haben wir jede Menge Studenten in der typischen Tracht der jeweiligen Verbindungen gesehen. Diese Verbindungen heißen in Schweden Nation, orientieren sich am Herkunftsort ihrer Studenten, und bieten ihren Mitgliedern sehr exklusive Angebote. Der Vorteil an diesem Konzept ist, dass man auch als Neuling schnell Anschluss findet und miteinbezogen wird – nicht nur in Bars mit studentenfreundlichen Preisen, sondern auch bei lustigen Aktivitäten, die wir vor Ort live beobachten konnten.
Für uns war das eigene Auto eine sehr komfortable und vor allem flexible Lösung. Wenn man davon absieht, dass uns am Mietwagenschalter natürlich ein kleineres Modell angedreht wurde, als im Angebot abgebildet war – und dass wir die Koffer nur mit umgeklappten Rücksitzen transportieren konnten. Von meinem Abendkleid, das ich für das bevorstehende Familienfest eingepackt hatte, fange ich gar nicht erst an. Jedenfalls ... Der Mietwagen war super! Weil wir unsere Route unabhängig von Fahrplänen und Uhrzeiten gestalten konnten. Wenn uns eine Stadt besonders gut gefallen hat, oder wir einen vielversprechenden Tipp bekommt haben, den wir uns nicht entgehen lassen wollten, war das mit dem Auto spontan jederzeit machbar. Auch die etwas abgelegeneren Orte waren auf diese Weise besser zu erreichen. So haben wir bei einem Zwischenhalt in Örebro beschlossen, diesem Wanderweg in ein herrliches Küstengebiet zu folgen. Dort sind wir unterwegs mehr Libellen, Fröschen und Pilzen begegnet als Menschen.
Immer wenn ich dachte, es könne nicht schöner werden, kam die nächste Entdeckung. Auf der verzweifelten Suche nach unserem Hostel in Smögen sind wir zufällig durch dieses Dorf an der Küste gekommen. Ich hatte zweimal die falsche Adresse ins Navi eingegeben und wurde für diesen Fehler mit einem atemberaubenden Blick über die Bucht belohnt. Die Sonne ging gerade hinter dem Meer unter, und es gab riesige Felsen hinter dem Hafen, auf die man klettern konnte um das Schauspiel zu beobachten.
Auf dem Weg nach Göteborg haben wir dann in Marstrand noch die Festung Carlsten besucht. Dort ist übrigens das erste Einzelbild oben im Bericht entstanden. Die Insel war nur mit der Fähre zu erreichen, hinter der Festung gab es viele verschlungene Pfade und sogar eine kleine Höhle. All diese Orte sind von Legenden und Geschichten umrankt, die liebevoll für Besucher nacherzählt werden. In der Festung gab es außerdem ein kleines Café, in dem wir uns nach der Wanderung mit Tee und Zimtschnecken gestärkt haben.
Auf Öland war ich besonders gespannt, weil eine Freundin so von der Insel geschwärmt hatte. Schon die Anreise über die längste Brücke Schwedens war ein Erlebnis, und bei schneller Fahrt – teilweise 40 Meter über dem Meer – haben wir uns auf den ersten Blick in die Insel verliebt. In dem gelben Haus auf dem Bild lag unser Zimmer. Nicht nur das kleine Feriendorf und unser Gastgeber sprühten vor schwedischem Charme. Die Insel hatte so viel mehr zu bieten, als wir in zwei Tagen genießen konnten ...
Wir hatten uns ja bewusst für eine Rundreise entschieden, um möglichst viele Facetten des Landes kennen zu lernen. Aber Öland ist einer der Orte, für die wir zurückkommen würden. Hier liegt aus gutem Grund auch das Sommerschloss der schwedischen Königsfamilie. Denn im Vergleich zum Festland hat die Insel deutlich mehr Sonnenstunden zu bieten. Bis in den September sind die Temperaturen hier angenehm warm und das Klima mild, während man an der Westküste den Herbst schon deutlicher spüren kann.
An der nördlichsten Spitze der Insel findet man den langen Erik, einen Leuchtturm aus dem Jahr 1845. Als die Technik noch von Hand betrieben und des Öfteren gewartet werden musste, lebten hier einige Leuchtturmwärter mit ihren Familien. Für die Kinder wurde sogar eine eigene Schule erbaut und Lehrpersonal angestellt.
Auf die Empfehlung unseres Gastgebers entschieden wir uns auf dem Rückweg für eine ruhigere Straße entlang der Westküste. Ein echter Geheimtipp, ohne den uns die beeindruckenden Rauken von Byrum wohl entgangen wären! Dabei handelt es sich um einzigartige Felsen aus Kalkstein, die im Laufe der Jahrtausende durch Wind und Wellen geformt wurden. Bei der Weiterfahrt über Schotter mussten wir so manch knappes Ausweichmanöver fahren und standen am Ende vor einem schweren Gatter, das sich zum Glück mit entsprechendem Körpereinsatz öffnen ließ. In jedem Fall hat dieser abenteuerliche Umweg sich gelohnt!
Wir hätten gerne mehr von diesem schönen Land gesehen. Auf unserer Wunschliste stehen nach wie vor eine Bootstour durch den Schärengarten von Västervik, und ein Aufenthalt auf der Insel Gotland. Wenn es soweit ist, wollen wir uns dafür aber unbedingt etwas mehr Zeit nehmen. Tatsächlich ist Schweden kein besonders günstiges Reiseland, aber die Wahl der Unterkunft kann hier schon einen großen Unterschied machen. Wir hatten tolle Erfahrungen bei privaten Gastgebern, aber auch Zelten in der Wildnis kann eine spannende Alternative sein, wenn man die Natur und das Abenteuer sucht. Naturliebhaber kommen in diesem Land definitiv auf ihre Kosten!
Ich hoffe, der Bericht konnte euch inspirieren. Bei Fragen oder Anregungen schreibt mir gerne über das Kontaktformular. Viel Spaß beim weiterstöbern und bis zum nächsten Mal ♡